Europark Antwerpen – Linkeroever nachhaltig verdichten

Masterplan – Charline Blatter

Frühjahrssemester 2022

Studio Roger Boltshauser 

ETH Zürich 

Der Europark wird am linken Ufer der Schelde, westlich des Stadtzentrums von Antwerpen, verortet. Das Areal wird durch eine fragmentierte und monofunktionale Wohnbebauungsstruktur, Bauvolumen verschiedener Maßstäbe, zahlreiche gigantische Grünflächen sowie Scheibenhochhäuser von gigantischer Höhe geprägt. Die Brennpunkte und Mängel des Areals befinden sich nicht nur auf städtebaulicher Ebene, sondern viel mehr auch auf sozialer sowie vielschichtigen kulturellen Ebenen. Gemeinschaftliche und städtische Einrichtungen fehlen und sind nirgends anzufinden. Der üppige Grünraum besitzt keinerlei bauliche Fassung und verläuft im Nichts und wird nur schwer angenommen. 

Diesen Grünraum gilt es zu fassen und zu formen, jedoch nicht zu überformen. Eine besondere Lösung bedingt die einschneidende Achse Charles de Costerlaan, welche den Europark durch den regen motorisierten Individualverkehr in Nord und Süd teilt. Die Lösungsansätze gilt es situativ zu finden, vielschichtigen Probleme des Gebietes nachhaltig zu verändern und die Qualitäten des Areals und dessen Bestandsbauten zu stärken, jedoch auch nicht zu verwässern. Die städtebauliche Lösung bildet eine Antithese gegenüber dem strengen modernistischen Stadtbild sowie alternativer flächendeckender Nachverdichtungsansätzen. Entlang der neuen “Snake” ziehen sich die stempelartigen neuen grossenStrukturen durch das Areal. 

Die Charles de Costerlaan wird aufgehoben, derer eine grüne Mitte folgt, welche Norden und Süden miteinander in Verbindung setzt und das Schelde Ufer mit dem Quartier verbindet. Die Landschaft nimmt eine entscheidende Rolle ein und die großzügigen bestehenden Freiflächen werden in einen neuen Kontext gesetzt und geformt. Bewohner und Besucher sind dazu eingeladen, sich die Grünflächen anzueignen. Mittels neuer ikonischer Stadtbausteine, die situativ auf Einflüsse aus der Umgebung reagieren, wird eine neue städtische Identität und Adressierung für den Europark und darüber hinaus geschaffen.

Das Erdgeschoss ist eine komplett vernachlässigte Zone der bestehenden Scheiben im Europark. Wie geht man mit dem Erdgeschoss um und wie treten Erdgeschoss und die darüber befindenden Wohngeschosse miteinander in Kontakt.
Der von mir bearbeitet hybride Stadtbaustein soll exemplarisch veranschaulichen, wie mit dem Regelfall Erdgeschoss situativ umgegangen werden kann (und sollte). Ein Teppich am Fusse der Scheibe spielt Räume frei und schafft Platz für neue öffentliche und gemeinschaftliche Nutzung.
Öffentliche Nutzungen und Einrichtungen sind Mangelware oder gar nicht anzutreffen im Europark. Die neu geschaffene Fläche dient öffentlichen Funktionen wie CoWorking, Fahrradwerkstatt, Waschsalon, Kiosk, usw. Die Bewohner des Europark sollen fortan die Möglichkeiten haben, einen gedeckten Raum aufsuchen zu können, der der Gemeinschaft zugutekommt und eine Identität mit dem Europark schafft. Ein Erdgeschoss der Generationen gilt es anzustreben. Die darüber liegenden Wohnungen funktionieren als durchgesteckte, offene Wohneinheiten. Wohnungsgrössen von 2-Zimmer bis 4-Zimmern ermöglichen auch hier einen gute Durchmischung der Bewohner (Paare sowie Familien). Er- schlossen werden alle Wohneinheiten über einen großzügigen Laubengang. Die Balance zwischen Öffentlichkeit und Privat gilt es zu finden.
Dieser Laubengang fungiert als erweiterter Wohnraum, der vor allem als Gemeinschaftswohnraum gedacht ist. Den Bewohnern wird es dadurch ermöglicht, miteinander in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Die anonyme Wohnbatterie des Europarks gilt es zu beseitigen. Errichtet werden soll das Haus mittels eines Hybridbau-System. Recycling Stahlträger für grosse Spannweiten sind denkbar und situativ zu überprüfen. 

Generell gilt es, das Cradle-to-Cradle Prinzip zu berücksichtigen. Ein modularer Aufbau der Wände/Fassaden ermöglicht eine effiziente Kreislaufwirtschaft, wodurch das Haus langfristig erweitert, verändert und rückgebaut werden kann.

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